Was für ein durchtriebenes Jahr! Diesmal habe ich für meinen Rückblick vier Themen herausgepickt, zu denen ich schreibe und die mir besonders am Herzen liegen. Erfahre, was ich als UX Designer und Branding Stratege im 2020 alles erlebt habe – von meinen Projekten und Begegnungen bis zu meinen Finanzen.

Ich beginne, wo ich beim letzten Jahresrückblick geschlossen habe. Anfangs Jahr startete ich wie geplant mit meiner Orientierungswoche – ein Rendez-vous mit Herrn Bürli. Ich stellte mir die Frage, wie ich mich in diesem Jahr ausrichten möchte und wofür mein Herz schlägt.

An meiner Vision hat sich nichts geändert: Noch immer versuche ich das Design-Mindset in Unternehmen und Organisationen zu transportieren. Ich glaube an die Kraft von Kollaboration, kreativer Lösungsfindung und sinnstiftendem Handeln. Wo ich mich letztes Jahr eher auf Branding konzentrierte, legte ich für 2020 den Fokus auf User Experience. Meine Ziele umfassten finanzielle Sicherheit, Familienzeit ausbauen, ein eigenes Produkt lancieren und die «Gemeinsamständigkeit» fördern. Ich nahm mir vor weniger dafür grössere Projekte anzunehmen.

Statt chronologisch auf mein Jahr zurück zu schauen, habe ich mir vier Themen aus Herr Bürlis Werten herausgepickt. Zu diesen Themen schreibe ich jeweils, was sich spannendes ereignet hat.

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Die neue Südland Praxis an der Effingerstrasse 15 vis-à-vis vom Effinger Coworking Space.

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Gemeinsames Projekt mit Sophie Bürgin: Workshop mit Garagen-Feeling.

1. Erfolgreiche Partner

Es bereitet mir Freude, Unternehmen über längere Zeit zu begleiten und die Entwicklung mitzuerleben. Eines davon ist Südland. Mit einer starken Vision, den Menschen wieder ins Zentrum des Gesundheitswesen zu rücken, haben sie dieses Jahr ihre erste Praxis eröffnet. Vom Markenaufbau bis zur Gestaltung des Schaufensters begleite ich das Team schon eine Weile. Wie es der Zufall will, steht die Praxis nur wenige Meter vom Effinger Coworking Space entfernt, wo ich mein Büro habe.

Ein weiteres spannendes Projekt durfte ich mit VillageOffice realisieren – ebenfalls ein langjähriger und geschätzter Partner. Um ihr Ziel von 1’000 Coworking Standorten bis 2030 zu erreichen, haben sie die Plattform «My.VillageOffice» ins Leben gerufen. In Rekordzeit haben wir in einem kleinen Team mit nutzerzentriertem Vorgehen und No-Code Tools die Plattform aufgebaut. Mehr zu diesem Projekt.

Mit dem Unternehmen «Innoarchitects» habe ich als UX Designer an einem Projekt gearbeitet, das nun vor der schweizweiten Markteinführung steht. Da es ein stark datengetriebenes Projekt ist, habe ich viel zu Metriken und Datenauswertung gelernt. In einem kleinen Interview haben mich die Innoarchitects zum Thema User Experience befragt.

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Virtuelle «Lego Serious Play» Session mit Daniel Osterwalder. Darin entwickelten wir unsere Werte für die Gemeinsamständigkeit.

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Mitten im Sommer konnten wir uns für die Gemeinsamständigkeit wieder physisch treffen.

2. Kollaboration

Natürlich komme ich nicht um das Wort mit «C» herum. Corona traf mich beim Lockdown im Frühling wie ein Schlag ins Gesicht. Nicht nur, dass zwei Drittel meiner Kundenprojekte pausiert wurden, auch meinen Arbeitsort, der Effinger Coworking Space, konnte ich nicht mehr besuchen.

In dieser Zeit erlebte ich eindrücklich, wie wertvoll eine Community sein kann. Wir trafen uns zu virtuellen Kaffeepausen und boten uns gegenseitig Hilfe an. Nach dem ersten Schock realisierten wir, dass diese spezielle Zeit auch eine Chance bietet. Viele von uns hatten nichts zu tun, so starteten wir einfach neue Projekte. Unser Fokus legten wir auf die Gemeinsamständigkeit (Artikel von Matthias Tobler). Der Gedanke dahinter ist: Unternehmer*innen formieren sich zu einem Ökosystem und bieten transdisziplinäre Dienstleistungen an.

In virtuellen Sprints haben Kolleg*innen wie Andrea Burkhalter, Raffael Krebs, Sarah Hinni, Daniel Osterwalder, Sunita Asnani, Urs Vögeli und viele Weitere neue Projekte lanciert. Ein Beispiel sind die Effinger Services. Damit ist es erstmals möglich, ganze interdisziplinäre Teams aus der Effinger Community zu buchen. Spannende Kundenprojekte wie der Aufbau eines Coworking Spaces oder die strategische Begleitung einer Grossorganisation sind am Laufen.

Projekte rein virtuell durchzuführen, war auch für mich als digital affine Person eine neue Erfahrung. Tipps aus meinem Umfeld und kollaborative Werkzeuge wie virtuelle Whiteboards haben mich dabei sehr unterstützt. In unzähligen virtuellen Workshops konnte ich weiterhin Firmen und Organisationen unterstützen, wie beispielsweise die Urbanen Dörfer bei einem Branding-Workshop.

Da ich viel Zuhause arbeitete, mussten wir als Familie auch mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Seit unser Sohn da ist, hat sich mein Schreibtisch ins Schlafzimmer verschoben. Nicht eine ideale Lösung, aber so ging es vermutlich vielen. Im Homeoffice genoss ich die Nähe zu meiner Familie. Gemeinsame Kaffeepausen, Mittagessen und z’Vieris gehörten zu unserem täglichen Ritual.

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Wie kann User Experience in der Krise helfen? Dazu schrieb ich einen kompakten Leitfaden.

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3. Kontinuierliches Lernen

In verschiedenen Projekten verspürte ich das Bedürfnis, meine Vorgehensweise in User Research zu erweitern. Deshalb setzte ich mich vertieft mit der Theorie von «Jobs To Be Done» auseinander. Diese beschäftigt sich damit, wie ein Produkt einem Menschen helfen kann, sein Ziel zu erreichen. Im Zentrum steht nicht das Produkt selber, sondern deren Wirkung. Als UX Designer hat es mir nochmals geholfen, diese Interaktion zwischen Mensch und Produkt zu ergründen. Zudem konnte ich meinen Rucksack aus Methoden und Werkzeugen reichhaltig füllen. «Jobs To Be Done» werde ich definitiv vermehrt in meinen Projekten einsetzen.

Auf der handwerklichen Seite habe ich mir das Website-Tool Webflow angeeignet. Unter Designern mittlerweile sehr verbreitet, habe ich mich lange davor gedrückt. Als Designer, der keine Angst vor Code hat, fühlte es sich zuerst wie ein Rückschritt an. Den grossen Vorteil sehe ich jedoch bei «leanen» Projekten, wo es darum geht, schnell mit einer Website auf den Markt zu gehen. Da mehrere Leute gleichzeitig an einem Projekt arbeiten können, ist es definitiv ein praktisches Tool.

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4. Befähigen

Firmen und Menschen zu befähigen, zog sich wie ein roter Faden durch mein Jahr. Auf Social Media (Instagram & LinkedIn) und auf meiner Website habe ich Content zu User Experience und Lean Startup gepostet. Weiter beriet ich soziale Projekte wie «Zehndermätteli im Glück» oder auch Start-ups wie «Kiyo» bei Fragen zu Branding. Neu kamen auch Menschen auf mich zu, die ein eins-zu-eins Coaching wünschten.

Zusammen mit meinen Kolleginnen Fabienne Stoll & Sunita Asnani haben wir im Effinger einen Pilot gestartet. Darin bieten Expert*innen professionelle Workshops zu unternehmerischen Themen an. Um die Idee schnell zu testen, haben wir gleich den ersten Schritt gemacht: Sunita & Fabienne mit «Lifedesign bewegt», einer Mischung aus Lifedesign und Embodiment. Ich mit ein «Pricing-Workshop für Kreative» – ein Thema, welches gerade Kreative oft vernachlässigen. Glücklicherweise konnten wir trotz Corona die Workshops füllen. Es hat uns einen riesen Spass bereitet. Wie das Projekt weitergeht, werden wir im neuen Jahr anschauen.

Was als Funprojekt in den Bergen Frankreichs 2019 gestartet hat, konnte ich ein paar Monate später launchen: Herr Bürlis Website Strategie Kit. Ausgerichtet auf Unternehmen & Webprofessionals, ist es ein Schritt-für-Schritt-Guide für Webprojekte. Das Kit habe ich stark nach meinen eigenen Prinzipien von User Experience und Lean Startup umgesetzt. In einer Researchphase habe ich verschiedene Leute zu ihren Frustmomenten in Webprojekten befragt. Aus den Antworten entwickelte ich die Idee für ein «Website Strategie Kit». Mit einer einfachen Landingpage und einem Vorverkauf testete ich die Nachfrage. Als ich zehn Stück verkauft hatte, realisierte ich das Kit. Unter den Käufer*innen sind vor allem Webdesigner, Entwickler und Agenturen. Auch wenn die Verkaufszahlen überschaubar sind, konnte ich mit praktisch null Budget ein Produkt lancieren.

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Die Brownbags, die ich mit Urs Vögeli, Jonathan Hess und Oleg Lavrovsky führe, sind Corona-bedingt verhältnismässig mager ausgefallen und doch kamen sechs Events zustande. Wir haben mit virtuellen Formaten wie auch Hybrid-Formaten experimentiert – einer Mischung aus Live und Online-Publikum. Speziell hat mich gefreut, dass David Brühlmeier noch kurz vor seinem Sabbatical einen Brownbag zu seiner Leidenschaft No-Code abhielt. Teilnehmer*innen aus dem ganzen DACH-Raum schalteten sich dazu.

Zusammen mit dem Filmemacher Jonathan Hess startete ich eine kleine Youtube-Serie zu User Experience. Ziel davon ist es, dass UX praktisch und anwendbar wird. Das Skript ist geschrieben und die Aufnahmen im Kasten. Im 2021 werden wir es online stellen.

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Das wohl improvisierteste und zugleich schönste Firmen-Weihnachtsessen, das ich erleben durfte.

Ausblick ins 2021

Dieses Jahr barg für mich viel Unberechenbarkeit: Von «physical distancing» über viele Learnings im virtuellen Zusammenarbeiten bis hin zur wechselhaften Auftragslage. In der zweiten hälfte des Jahres zog die Nachfrage wieder stark an und ich musste vermehrt Anfragen absagen. Finanziell darf ich das Jahr positiv mit einem Umsatz von CHF 126’000 abschliessen. Das war in etwa, was ich mir als Ziel vorgenommen hatte. Zugleich ist es ein seltsames Gefühl, in der aktuellen Lage von «positiv» zu sprechen. Viele Unternehmen kämpfen ums Überleben.
Mein Vorsatz, meinem Pensum auf 80% zu senken, gelang mir leider nicht. Ich arbeitete ungefähr 90%. Ich gönnte mir jedoch 9 Wochen Ferien mit der Familie.

Was ich für 2021 schon verraten kann: Ich darf ein Hilfswerk bei einem Webrelaunch begleiten, werde bei einem Plattformprojekt mitwirken und freue mich auf viele Gemeinsamständigkeit-Projekte.

Zum Schluss eine Frage: Wie feiert ein Selbständiger sein Firmen-Weihnachtsessen? Indem mehrere Selbständige zusammen kommen und gemeinsam feiern.

Fürs 2021 wünsche ich dir von Herzen alles Gute!
Herr Bürli

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