Im zarten Alter von 17 Jahren gründete David Eggimann sein erstes Unternehmen. Letztes Jahr nahm er mit der Finture GmbH mit Geschäftspartner Benjamin Ammann bereits das dritte in sein Portfolio auf. Höchste Zeit für ein Interview! Er hat mir Einblick in seinen Prozess bei Webprojekten gegeben, und mir erzählt, wie er Studierende in die Selbständigkeit begleitet.

Vor kurzem hast du gemeinsam mit Benjamin Ammann das Unternehmen Finture GmbH gegründet. Was bietet ihr an?

Wir begleiten Start-ups, KMU und Vereine mit Marketing-, Informatik- und Treuhand-Dienstleistungen. Wir sind also ein Ansprechpartner für eine sehr breite Palette an Bedürfnissen.

Wie seid ihr auf diese Kombination von Services gekommen?

Dank meiner langjährigen Zusammenarbeit mit zahlreichen KMU weiss ich, dass gerade kleine Unternehmen häufig ganz verschiedene Bedürfnisse haben. Zum Corporate Design und der Website kommen nämlich häufig auch Wünsche für IT und Buchhaltung hinzu. Ich habe all diese Bedürfnisse zusammengetragen, und daraus ein vielfältiges Angebot geformt. Mit meinem Know-How in Marketing und IT und der Expertise meines Geschäftspartners in Sachen Treuhand und Buchhaltung können wir so ganz viel abdecken.

Du hast schon im Gymnasium deine erste Firma gegründet. Während deinem Studium bist du zweifacher Vater geworden und hast deine zweite Unternehmung gegründet. Wie kam es dazu?

Das Unternehmertum hat mich schon immer fasziniert. Schon in der fünften Klasse hatte ich den Traum, Marken zu erschaffen. Später kam das Interesse am Unternehmensaufbau hinzu. Dann bin ich früh unerwartet Papi geworden. Ich dachte zuerst, ich müsste vorerst alles auf Eis legen.

Wie hat es doch noch geklappt?

Mein Studium führte ich trotz Vaterschaft weiter. Für den Lebensunterhalt suchte ich nach einem Nebenjob – möglichst eine Tätigkeit, die mein unternehmerisches Interesse fördern würde. In einem Coworking Space fand ich dann ein Umfeld, das mir kleinere Aufträge wie die Gestaltung von Websites und Backoffice-Arbeiten vermittelte. Und es stellte sich heraus, dass ich mit diesen Aufträgen mehr verdienen konnte als bei einem klassischen Studi-Job. Aber es war eine intensive Zeit, mit Vorlesungen, ganz kleinen Kindern und Partnerschaft. Meine Frau und ich kamen oft an unsere Grenzen, und darüber hinaus.

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Webauftritt der Initiative «Urbane Dörfer», die sich für ganzheitliche Wohn-, Arbeits- und Lebensräume einsetzen.

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Für den Standort von Finture habt ihr euch für einen Coworking Space entschieden. Was waren eure Beweggründe?

Für mich ist es essenziell, mich in einem unternehmerischen und lebendigen Umfeld zu bewegen. Viele Aufträge gewinne ich über diesen Weg. Deshalb möchte ich diese Chance auch meinen Mitarbeiter*innen bieten. Sie können im Coworking Space nach Wahl arbeiten.

Finture bietet nicht nur Dienstleistungen für KMUs, sondern fördert auch in Sachen Selbständigkeit. Wie funktioniert das genau?

Die Idee von Finture ist, dass wir Studierende beim Weg in die Selbständigkeit begleiten. Sie kümmern sich um die Kundenakquise, die Aufträge und die Abrechnung. In meinem Umfeld haben mich immer wieder Menschen begleitet. Dafür war und bin ich sehr dankbar! Diese Erfahrung möchte ich mit Finture weitergeben. Das wichtigste Element ist das Coaching meiner Mitarbeiter*innen – durch uns Gründer, aber auch durch externe Coaches.

Was ist deine Rolle bei Finture?

Neben der Mitgründung und dem Aufbau von Finture begleite ich auch Kundenprojekte. Meistens sind es Webprojekte.

Warum braucht ein Unternehmen heutzutage eine Website?

Grundsätzlich ist eine Website ein Identitätsnachweis. Wenn mir jemand von einem Unternehmen erzählt, und ich die Website auf Google nicht finde, werde ich stutzig. Zudem dient eine Website heute als Informationsplattform, als Verkaufskanal oder als digitale Visitenkarte.

Wie sehen die Herausforderungen von Webprojekten für Unternehmen aus?

Vielfach unterschätzen Unternehmen den Aufwand eines neuen Webauftritts, und wünschen sich eine «einfache Website». Wenn es dann konkret wird, realisieren sie, wie viele Themen auftauchen, die das Unternehmen in seiner Tiefe hinterfragen. Wie ist das Unternehmen strukturiert? Wie sieht das Angebot und die Positionierung aus? Welche Geschichten sollen transportiert werden?
Nun könnte sich ein Unternehmen diesen Aufwand sparen und einfach mit der alten Website weiterfahren. Eine Haltung, die völlig legitim ist, denn eine neue Website muss aus unternehmerischer Sicht einen Mehrwert erbringen. Ist das nicht der Fall, spreche ich offen mit meinen Kund*innen und rate in gewissen Fällen sogar von einer neuen Website ab. Meist sind es aber konkrete Umstände, die das Unternehmen dazu bringen, einen Webrelaunch anzugehen, zum Beispiel wenn die Website wegen veralteter Technologie auf mobilen Geräten nicht mehr angezeigt wird.

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David Eggimann fühlt sich am wohlsten in einem unternehmerischen und lebendigen Umfeld wie dem Coworking Space Effinger.

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Was kostet eine Website?

Genau CHF 12’362… (lacht). Dazu erzähle ich gern eine kleine Anekdote. Kürzlich bekamen wir eine Anfrage für ein Webprojekt. Der Auftraggeber wollte jedoch erst mit uns sprechen, nachdem wir ihm ein konkretes Angebot offeriert hatten. Dafür standen uns aber weder Informationen über das Unternehmen noch über den Umfang des Projektes zur Verfügung – auf dieser Grundlage zu offerieren ist für uns natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Selbstverständlich kann ich irgendeine Zahl nennen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass diese dann passt, ist sehr klein. Mit Sicherheit würde die Offerte zu hoch oder zu tief ausfallen.

Wie sehen die Preise bei Finture aus?

Wenn es um einen massgeschneiderten Webauftritt für einen kleinen Verein geht, kann sich das zwischen CHF 7000 bis 10’000 bewegen. Wenn Funktionalitäten wie ein Shopsystem hinzukommen, kann es bis zu CHF 20’000 kosten. Für Selbständige experimentieren wir mit einem neuen Format «A Website in a Day» für CHF 1000.

Gab es ein Webprojekt, das für dich ein absolutes Highlight war?

Ich schätze Projekte, bei denen die Chemie und die Zusammenarbeit stimmt, und wir als Finture einen maximalen Mehrwert bieten können. Beispielsweise bei «A Website in a Day»: Wir haben einen Künstler begleitet, der noch keinen Auftritt hatte. Am Abend stand sein Onlineauftritt – ein tolles Gefühl!

Wie gehst du bei einem neuen Webprojekt vor?

Ich erhalte eine Anfrage eines Kunden oder einer Kundin. Wir lernen uns am Telefon oder vor Ort besser kennen. Da taste ich bereits den Umfang des Projektes und die ersten Bedürfnisse ab. Ich sensibilisiere mein Gegenüber dafür, was es bedeutet, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. Als nächsten Schritt führe ich einen Workshop durch. Dazu verwende ich das «Website Strategie Kit». Mit dieser Grundlage entwickle ich eine Designsprache und erstelle Wireframes für die Struktur. Anschliessend geht die Website in die Entwicklung. Ich arbeite eng mit dem Kunden oder der Kundin zusammen. All diese Phasen durchlaufen wir zusammen, und nähern uns schrittweise dem Ziel. Nur so gelangt man zum besten Resultat.

Warum hast du dich für das Website Strategie Kit entschieden?

Es hilft, böse Überraschungen zu vermeiden. In meiner Vergangenheit habe ich ein paar Mal erlebt, wie Kund*innen sich überfordert fühlten. Als Reaktion delegierten sie mir alle anstehenden Aufgaben ab. Für ein Webprojekt braucht es jedoch eine enge Zusammenarbeit. Mit dem «Website Strategie Kit» nehme ich die Kund*innen mit auf die Reise, ohne sie zu überfordern. In kurzer Zeit können wir so alle relevanten Themen des Projektes erarbeiten. Am Schluss steht ein konkreter Plan – die Roadmap.

Was war das letzte Projekt, bei dem du das Webkit eingesetzt hast?

Das war für einen Verein. Dieser hat mir bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass sie verschiedene Bezugsgruppen haben und verworren strukturiert sind. Im Workshop wurde diese Herausforderung bei der Website Struktur sichtbar und wir konnten zusammen eine Lösung skizzieren. Durch die enge Zusammenarbeit lernten wir uns besser kennen. Das ist so wertvoll für ein solches Projekt. Wir hatten einen tollen Workshop und der Verein war sehr zufrieden mit dem Resultat. Er gewann Klarheit, wie es vorwärts gehen sollte, und wo die Herausforderungen liegen.

Wie ging das Projekt nachher weiter?

Nach dem Workshop erarbeitete ich das Gestaltungskonzept und die Detailstruktur. Ich verwendete dazu die Skizzen aus dem Workshop und erstellte daraus ein detailliertes Wireframe. Auch das geschah in mehreren Schritten mit dem Kunden. Ziel war es, innerhalb eines Monats die Struktur für die Entwicklung bereit zu haben. Aber auch dann wären wir genug flexibel, falls wir noch etwas anpassen müssen.

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Firmenauftritt der Agentur von David Eggimann und seinem Geschäftspartner Benjamin Ammann «Finture»

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Welche Rolle spielt Marketing für einen gelungen Webauftritt?

Wenn die Seite mit einem Produkt oder einer Botschaft Menschen erreichen möchte, dann ist Marketing sehr wichtig. Die Website ist oft jedoch nur ein Touchpoint in einem Mix aus Kanälen. Bei einem Verein, wo die Website mehrheitlich dazu dient, die Mitglieder zu informieren, ist eine SEO & Social Media Strategie zum Beispiel unnötig.

Welche Werkzeuge verwendest du bei deinen Projekten?

Wir arbeiten mit verschiedenen Tools. Bei diesem Projekt verwende ich für die Wireframes und Layouts Adobe XD. Für die technische Umsetzung kommt Webflow zum Zug. Das ist ein «Visual Code Tool». Es ist leicht zu bedienen und verbindet die Welt des Codes mit der des Designs. Ich bin damit sehr schnell und flexibel unterwegs.

Wie kann man Finture für ein Projekt gewinnen?

Grundsätzlich erreichst du uns über unsere Website. Wir schauen das Projekt dann individuell zusammen an. Wir bewegen uns auch in einem grossen Netzwerk und können damit zusätzlichen Mehrwert bieten.

Was möchtest du Jungunternehmer*innen mit auf den Weg geben?

Ich empfehle drei Punkte: Netzwerk, Starten und Fokus. Umgib dich mich Menschen, die unternehmerisch tätig sind. So bildest du ein Netzwerk. Lasse dich von diesen Menschen unterstützen und pushen.
Starte dein Unternehmen und verliere keine Zeit mit Fantasien. Gehe den ersten Schritt mit deiner Geschäftsidee. Du lernst automatisch, wo Lücken und Nischen im Markt existieren. So kannst du daraus lernen und dein Angebot weiterentwickeln.
Der letzte Punkt ist der Fokus: Konzentriere dich auf eine Zielgruppe. Grenze dein Angebot ein. Starte mit einem Problem und löse dieses. Vermutlich wirst du dich zu Beginn sehr breit positionieren. Das ist in Ordnung, aber der Punkt, wo du dich fokussieren musst, wird kommen! Das ist übrigens ein Thema, das mich aktuell sehr beschäftigt. Und ich glaube, es wird mich mein Leben lang begleiten.

www.finture.ch