Ein Jahr, gespickt mit Höhen, Überraschungen und heissen Aufklebern. Von der Wiederentdeckung des Spielerischen im Alltag, erfolgreichen Projekten und missglückten Aufträgen – und warum genau das Unternehmertum so aufregend macht. Komm mit auf einen Rück- und Ausblick, der zeigt, warum es sich lohnt, immer wieder Neues zu wagen!
Mehr Spielplatz sein und weniger Institution – so lautet ein Leitsatz für 2025 in unserem Coworking Space. Ein Thema, das auch in meinem unternehmerischen Alltag bei Herr Bürli wichtig ist. Spielerisch arbeiten, Muster aufweichen und mich dem widmen, worauf ich wirklich, wirklich Bock habe.
Mit diesem Vorsatz bin ich ins Jahr gestartet – wortwörtlich. Nach 15 Jahren Pause habe ich wieder angefangen, Ski zu fahren. Anfangs etwas hölzern, war ich nach zwei Tagen schon wieder flott unterwegs. Genau so erlebe ich auch neue Projekte: Es braucht eine Eingewöhnungsphase. Rückblickend bin ich verblüfft, welche vielfältigen neuen Projekte 2024 zustande gekommen sind – von Bildung, öffentlichem Verkehr, Industrie und Verwaltung bis hin zu Gesundheit und Kreativagenturen. Tauchen wir ein…
Von Bildung, Visionsprozessen und Start-ups
Gemeinsam mit meinem Edu-Tech-Profi Stefan Niederhauser durfte ich ein Research-Projekt zu einer Lernplattform der Schweizer Nationalbank durchführen. Ebenso gehörte eine Übungsplattform für einen Schweizer Bildungsverlag in Zusammenarbeit mit dem AI-Unternehmen TaskBase dazu. Da diese Anwendungen in Zukunft Tausende von Lehrpersonen und Schüler:innen betreffen, habe ich konsequent nutzerzentriert gearbeitet – mit Interviews, Recherche und Usability-Testings. Denn Software soll unser Leben erleichtern, nicht frustrieren.
Auch in der Bildung selbst war ich wieder aktiv: Für den CAS E-Commerce an der HSLU referierte ich zu Shopdesign und UX. Zudem führte ich an der HSLU Data & Design einen Workshop mit Bachelor-Studis durch. Nebenbei zu dozieren, bereitet mir grosse Freude. Gleichwohl denke ich, dass wir Bildung neu denken und institutionelle Rahmenbedingungen weiter öffnen müssen. Bin gespannt, wo die Reise hier noch hingehen wird.
Ein ganz anderer Auftrag ergab sich zusammen mit Andrea Burkhalter unter dem Dach von Urbane Reformer:innen: Wir begleiteten eine Bieler Siedlungsgenossenschaft in ihrem Transformationsprozess. Beeindruckend war, wie der neu gewählte Vorstand die Mieter:innen aktiv einbezog. Ich wünsche mir mehr solcher zukunftsgerichteten Genossenschaften, die nahe an den Bedürfnissen der Nutzer:innen sind. Zufriedenes, gemeinschaftliches Wohnen mit niedrigeren Mieten ist nur einer der Vorteile.
In einem früheren Jahresbericht hatte ich den Wunsch geäussert, in ein Start-up zu investieren. Diese Gelegenheit ergab sich in diesem Jahr, und ich stieg bei q_alizer ein – einem Schweizer SaaS-Unternehmen in der Life-Science-Branche. Wer mich kennt, weiss, dass ich mich vor allem in Teams verliebe. Wenn die Mischung aus Kompetenzen, Persönlichkeiten, Humor (äusserst wichtig) und Zusammenarbeit stimmt, lässt sich Grosses erreichen.
Neues Büro und Events
Nach Jahren im Open Space bin ich Mitte Jahr in einen überschaubaren Raum namens «Bärengraben» gezogen. Gegenüber mir sitzt Domenica, Gastronomin, mit der ich ausgiebig und gerne philosophiere. Der Raum, früher ein Problemkind im Coworking Space, wurde durch unseren Einzug endlich gemütlich. Es hat sogar zwei freie Plätze für Coworking – komm’ vorbei!
Auch dieses Jahr co-organisierte ich Veranstaltungen oder war als Gast eingeladen. Besonders gefreut hat mich der zweite «Salon für Zukunftswirtschaft», diesmal in Zusammenarbeit mit dem Impact Hub Bern. Die Kollaboration verlieh dem Event nochmals einen bunteren Anstrich. Eine dritte Edition ist bereits in Planung. Zudem fand das Effinger Kunstfestival statt, bei dem ich über mein entstehendes Buch sprach. Auch unsere inspirierenden Brownbags liefen durch Anfragen von selbst wieder an.
Frostige Märkte, Innovationsunmut und heisse Aufkleber
Der Schweizer Markt hat sich 2024 abgekühlt – zumindest aus meiner Warte. Befreundete Unternehmen hatten mit Auftragsengpässen zu kämpfen oder mussten schliessen – sei es aus finanziellen Gründen oder wegen Fachkräftemangels. Innovationsabteilungen wie die der Migros Aare und Mobiliar wurden aufgelöst. Dies habe ich teilweise in meinen Projekten gespürt. Ob zurück zum Kerngeschäft immer die richtige Strategie ist?
Dennoch gibt es weiterhin Firmen, die in Innovation investieren. Ein Beispiel ist ein Projekt im Bereich erneuerbarer Energien mit dem inspirierenden Reto Wampfler. Ich bin überzeugt, die Firmen, die genau in dieser Zeit mutig sind und ausprobiert, schaffen heute die Basis für langfristigen Erfolg morgen. Schauen wir mal, wie es sich im 2025 entwickeln wird.
Auch dieses Jahr lief nicht alles rund. Ein KI-Projekt scheiterte, eine Online-Veranstaltung hatte nur eine einzige Anmeldung, und ich erhielt auch Projektabsagen. Besonders kurios war jedoch eine Branding-Anfrage (meine Lieblingsgeschichte): Zusammen mit einem Kollegen hielten wir eine Präsentation bei einem potenziellen Kunden, der sichtlich angetan war. Er wollte sich in den nächsten Tagen melden – aber nichts geschah. Es stellte sich heraus: Ein Mitarbeiter hatte auf unserem Auto einen politischen Kleber entdeckt, der in der Firma Wellen schlug. Die Pointe an der ganzen Geschichte ist, dass das Auto der Schwiegermutter meines Kollegen gehörte. Sein eigenes Auto war an diesem Tag in der Werkstatt. Klärungsversuche halfen nichts – der Auftrag war Geschichte.
Kochlöffel und Weihnachtsgeklimper
Ein kleines, aber feines Projekt, welches ich im Alltag nicht mehr missen möchte, ist unsere Kochgruppe. Wir sind ungefähr acht Personen, die alle einmal pro Monat kochen. Die restlichen sieben Mal kann man sich dazusetzen und ein leckeres Essen geniessen. Dazu müssen wir uns nicht einmal gegenseitig bezahlen – alle kochen ja mal. Aber das wahre Geheimnis sind die Gespräche am Küchentisch – lustig, kurzweilig, überraschend und erquickend.
Im Effinger konnten wir dieses Jahr noch den letzten Stock (Teppichetage) dazu mieten. Zuvor behauste vierzig Jahre lang eine Zahnarztpraxis das Stockwerk. Mithilfe des Innenarchitekten Sandro Gaido und der ganzen Community hat sich dort oben nochmals eine neue Welt entwickelt – Geheimtipp.
Ein Highlight im Dezember war unser Weihnachtsapéro. Wir organisieren dies jeweils ziemlich knapp aus der Verlegenheit heraus. Für Beiträge starten wir jeweils einen Aufruf. Wie es so lief, formierte sich diesmal ein Musiktrüppchen. Neben Trompeten und Akkordeons war auch Herr Bürli mit seiner Ukulele zugegen. Feiern, wie die Feste fallen.
Zahlen
Schon beinahe Tradition in meinem Jahresbericht: Ich möchte über Zahlen sprechen. Dieses Jahr habe ich CHF 125’000 Umsatz gemacht. Das ist ein Mü tiefer als im letzten Jahr. In Anbetracht des Wegfalls von Innovationsprojekten und meinen ehrenamtlichen Projekten bin ich zufrieden mit dem Resultat. Weitere Kennzahlen…
- 30’000 Impressions bei LinkedIn-Posts
- 378x Identität bei Microsoft Teams bestätigt (gefühlt)
- 47% verrechenbare Zeit
- 37 Rechnungen gestellt
- 15 Unternehmen oder Institutionen begleitet
- 12 Bücher gelesen
- 11 Gerichte in der Kochgruppe gekocht
- 5 Aufträge nicht erhalten
- 3 Brownbags durchgeführt
- 2 Aufträge abgelehnt
- 1 Buchmanuskript fertiggestellt
Ausblick ins 2025
Für nächstes Jahr warten schon einige Meilensteine und Projekte. Mein Herzensprojekt wird endlich veröffentlicht – das Buch zu «Community Branding»! Rund um das Buch wird es Happenings geben. Meine Vision mit dem Projekt ist es, Menschen zu inspirieren, durch den Community-Ansatz positive Veränderungen zu schaffen. Falls du interessiert bist, gibt es hier Updates.
Weiter werden mein UX-Kollege Kilian Sonnentrücker und ich einen brandneuen Fachkurs zum Thema «Digital Product Design» an der Berner Fachhochschule geben. Es hat noch freie Plätze.
Weiter bin ich gespannt, welche Projekte neben Herrn Bürli unter UserResearch Schweiz, Effinger und Urbane Reformer:innen laufen werden. Ich bin gespannt!
Bleiben wir im Spiel,
dein Herr Bürli
(Portraitfoto: Tobias Grimm)